Mittlerweile konnten wir schon dreimal fliegen. Einen sehr schönen Trainingsflug und zwei Wertungstage.
Den Trainingsflug nutzte ich, um mich mit der gemieteten LS 10 vertraut zumachen. Nachdem ich ein kleines, aber unangenehmes technisches Problem gelöst habe, kann ich jetzt auch wieder die Wölbklappen betätigen ohne dass die die Bremsklappen ausfahren. Nach ca. einem Jahr war dies mein erster Flug in den Bergen. Die Route führte mich von Feldkirchen über den Dobratsch – Spitzegel – Reiskofel nach Laars und wieder zurück nach Feldkirchen. Die Basis war in 2300m NN und ich konnte die Berge wieder einmal von oben sehen.
1. Wertungstag
Nach nur 36 km musste ich über Nötsch den Turbo starten. Somit war dieser Wertungstag nach 30 min auch schon zu Ende.
Was war passiert??
Nach Überflug der Startlinie bin ich zur Gerlitzen geflogen, konnte dort auf 2200m NN steigen, jetzt musste eine Entscheidung getroffen werden, in welche Richtung ich abfliege. Gerade über die Bleiberge, südlich vom Dobratsch oder Richtung Nockberge. Die Wetteroptik war in allen Richtungen nicht sehr gut, da ich am Vortag auf der Südseite des Dobratsches guten Aufwind fand, entschloss ich mich, jetzt auch wieder dorthin zu fliegen. Über Villach hatte ich noch einen Wind aus 210/20 km/h, aber je näher ich dem Dobratsch kam, desto mehr hat er auf W gedreht, somit gab es keinen Hangwind und da es gerade sehr viel Schatten gab, auch keine Thermik. Als ich endlich auf der Westseite ankam, war ich schon sehr niedrig, noch immer keine Sonne nur Schatten. Ich versuchte noch mein Glück etwas weiter im Westen Richtung Spitzsegel, als ich in Passhöhe bei einer kleinen Kirche vorbei flog, habe ich eine Kehrtwendung Richtung Flugplatz Nötsch gemacht. Auch auf dem Rückweg konnte ich kein Steigen finden, somit musste ich in 200m über Nötsch Flugplatz den Turbo starten.
Ist schon sehr frustrierend, wenn die Kollegen die Aufgabe mit 127km/h Schnittgeschwindigkeit umrunden.
Flug auf sis.at:
http://sis-at.streckenflug.at/2013/indexp.php?inc=fluginfo&flugid=13518&spr=de
Ergebniss:
http://www.soaringspot.com/aac2013/results/open/daily/day1.html
Ein paar Gedanken dazu
Immer im hier und jetzt fliegen!! Sich nicht vom Vortag oder anderen Flugzeugen zu sehr beeinflussen lassen. Die Ausrede, dass ich den Flieger nicht kenne und vor zwei Jahren das letzte Mal damit geflogen bin, kann ich in diesem Fall nicht wirklich zulassen. Das ich im Allgemeinen zu wenig in einem Segelflugzeug geflogen bin schon. Vor allem, wenn es schwierige Wetterlagen sind, fehlt dann der Überblick und das Vertrauen in die eigenen Entscheidungen. Da könnte helfen, wenn man in der Vorbereitung versucht zu visualisieren, wie man mit gewissen Situationen umgehen könnte.
Mit 1000 Punkten Rückstand schon am ersten Wertungstag, kann ich eine gute Platzierung am Alpe Adria Cup abschreiben. Ich werde trotzdem versuchen in den kommenden Wertungstagen so gut wie möglich zu fliegen und mir Selbstvertrauen für die österreichische Meisterschaft zu erarbeiten.
2.Wertungstag
Das Wetter war nicht ideal zum Segelfliegen, aber Martin Huber unser CD hat nicht aufgegeben und uns bei 8/8 und sehr wenig Thermik auf die Reise geschickt. Wir sind in 1600m NN abgeflogen und fanden uns bald wieder am Oswaldiberg. Da wir alle nicht sehr hoch waren, wurde es sehr spannend! Leider wurde von ein paar Piloten sehr ruppig und aggressiv geflogen und es kam zu sehr engen Situationen zwischen ein paar Flugzeugen. Ich habe mich daher nach einem anderen Aufwind auf die Suche gemacht und flog ein paar km das Drautal Richtung Norden, musste aber bald umdrehen, da mir die Höhe ausging. Nach meinem Ausflug, war ich dann sehr niedrig wieder am Oswaldiberg, da es einen SO – Wind gab, konnte ich im Hangflug wieder Höhe gewinnen. Nach 1 Stunde konnte ich dann zu den Bleibergen wechseln und von dort an ging es im SO – Wind den Hang entlang. Nie höher als die Hangkante, habe ich mich bis westlich vom Spitzegel auf den Hangwind verlassen. Danach konnte ich in einem 1,5 m/s Bart auf die Basis steigen und flog zum Reiskofel, unserer ersten Wende. Nach dem Wenden musste ich mich entscheiden zwischen der Goldeckroute oder den selben Weg wieder zurück. Nach langem hin und her entschloss ich mich, den selben Weg wieder zurück zu fliegen. Ich flog wieder zu dem Bart westlich vom Spitzegel und stieg auf 2200m NN, da die Wolkenbasis Richtung Bleiberge bis auf Hangkante 1500m NN abfiel, bin ich nur noch geradeaus geflogen. Hinüber zur Gerlitzen 1300m NN, flog ich am nördlichen Uferrand des Ossiachersees, da wir Ostwind hatten. Erst weiter östlich habe ich mich am Hang angelehnt und flog weiter nach Feldkirchen in Richtung letzter Wende Gurk mit einem 20km Radius. Ich konnte noch ein paar Meter gewinnen und fand mich wiederum in einer Zwickmühle. Ein wenig zu tief, für mein Gefühl, um weiter zufliegen, aber viel zu hoch, um die mühevoll gewonnene Höhe einfach nur abzubauen. Ich versuchte mit Hilfe des Endanflugrechners, meine genauen Höhenreserven zu ermitteln. Der meinte dann +50m mit 0,5 MC auf Tiffen Kirche dem letzten Wendepunkt. Zu erwähnen wäre, dass Tiffen Kirche ca. 100m über dem Flugplatz und 1,5 km entfernt ist. Da ich die möglichen Landewiesen nördlich von Feldkirchen kenne, entschloss ich mich, weiter zufliegen. Ich kann euch sagen, das waren sehr lange Kilometer und mein Hals wurde immer länger. Da das Gelände Richtung Norden ansteigt, sah ich bald wieder in ein Kirchenfenster und die Felder unter mir wurden immer grösser im Fenster. Es war sehr spannend und ich dachte das Signal vom Endanflugrechner gehört zu haben und die vorletzte Wende bei Gurk richtig umrundet habe. Ich drehte sofort um und flog die langen Kilometer wieder zurück zum letzten Wendepunkt, Tiffen Kirche. Ich kam wie berechnet +50m über der Kirche an und konnte sicher über die Ziellinie fliegen und landen. Wie sich leider erst zwei Stunden nach der Landung herausstellte, habe ich 100m zu früh bei der vorletzten Wende umgedreht und bekam 50 Strafpunkte.
Nachdem ich am 1.Wertungstag nur 36km weit gekommen war, war dieser Flug schon richtig gut. War fast immer im hier und jetzt und vertraute besser meinen Entscheidungen. Ich schaffte 156 km mit 57 km/h Schnitt und war unter den 6 Piloten, die die Aufgabe geschafft hatten.
Flug auf sis.at:
http://sis-at.streckenflug.at/2013/indexp.php?inc=fluginfo&flugid=13517&spr=de
Ergebniss:
http://www.soaringspot.com/aac2013/results/open/daily/day2.html
Ein paar Gedanken dazu
Selbst bei sehr stressigen Situationen, wie etwa ein knapper Endanflug, muss man sich Kapazitäten frei halten, um immer Herr der Lage zu sein. In meinem Fall war ich unsicher, ob ich es bis zur Ziellinie schaffen würde. Das zu geringe Vertrauen in einen Endanflugrechner, mit dem ich zum Ersten mal einen knappen Endanflug machte, hat mich sehr ins Schwitzen gebracht. Ich musste mich auch wieder an die Optik eines 18m Flugzeuges im Endanflug gewöhnen. Es ist ein sehr flacher Winkel, dem man folgt und es ist unglaublich, wie weit man noch mit diesen Flugzeugen kommt. Die sehr guten Landemöglichkeiten vor dem Flugplatz und das ruhige Wetter bis zur Ziellinie, haben mich dann auch schnell wieder beruhigt und ich konnte die letzten Kilometer genießen!
Noch ein paar Fotos
Vorbereitungen – Eingabe der Aufgabe vor dem Start.
Vor dem Start wurde ich beobachtet… 🙂
Noch die letzten Tipps meiner lieben Frau! Die Devise heisst: “Oben bleiben, Schatzi!” 🙂
Nach der Landung.
Abendessen. Alle haben Hunger auch Lora, Ihr Herrchen sitzt aber auf einer Wiese im Drautal.
Jeder noch so ereignisreiche Tag geht einmal zu Ende – für den Einen früher, für den Anderen später – Gute Nacht ;o))